Eine Mitschwester, die 5 Jahre in unserer Gemeinschaft in der Ukraine lebte, erzählt, was sie von den Menschen dort erfährt:
Der Skandal des Krieges hat Europa in den letzten Wochen erschüttert, und der Schmerz über diese Barbarei hat die Menschen überall dazu gebracht, für den Frieden zu beten. Letzte Woche haben wir im Rahmen eines internationalen virtuellen Rosenkranzes gemeinsam für ein Ende des Konflikts in der Ukraine gebetet.
Während unseres Gebets ließen wir die Zahlen, die Prognosen und die neuesten Nachrichten beiseite, und rückten das Leben der Menschen, die direkt unter dieser Aggression leiden, in den Mittelpunkt. Wir hörten Lebens- und Glaubenszeugnisse von Menschen, die wir damals in der Ukraine kennengelernt hatten und mit denen wir jetzt sehr nahe im Kontakt stehen.
Mir wurde deutlich wie wichtig persönliche Entscheidungen in dramatischen Momenten sind, die Suche nach dem Richtigen jenseits der ersten Angstreaktion oder der vielen Stimmen, die uns manchmal umgeben. Im Wirrwarr der Ereignisse, konnten wir die Kraft finden, gemeinsam für das Gute einzustehen. Und wir entdeckten noch einen weiteren großer Schatz: den Glauben, durch den wir jeden Tag die schützende Gegenwart Gottes erfahren können, sogar mitten in dieser furchtbaren und scheinbar hoffnungslosen Situation.
Jesus sagt in seinem Wort, dass das, was wir im Verborgenen sagen, von den Dächern der Häuser verkündet werde. Die Facebook- oder Whatsapp-Unterhaltungen, die wir mit den UkrainerInnen, die wir kennen und in der Ukraine leben, geführt haben, hätten diese ‚laute Verkündigung‘ verdient. In ihren Nachrichten an uns, forderten sie kaum etwas, vielmehr waren sie für vieles dankbar: für das Leben, dafür, dass wir uns um sie kümmern und für sie beten. Sie sind stolz darauf, zu einem Volk zu gehören, das sich zusammenschließt und sich nicht von der Gewalt und Arroganz leiten lässt, sondern vom Glauben, mit der Schleuder in der Hand, wie damals David im Kampf gegen Goliath.
Mich hat besonders eine junge Frau beeindruckt, die mit ihrer Gitarre im Bunker Friedenslieder singt, gegen die Angst und Ohnmacht, für alle.
Das Gute ist stärker als die Angst.
Das Gute ist stärker als die Angst. Das erfahren die Ukrainer, die beschlossen haben, ihr Land zu verteidigen. Das erleben viele Russen, die jeden Tag auf die Straße gehen, um ihrer Regierung deutlich zu zeigen, dass sie total gegen ihre Entscheidungen und Gräueltaten sind. Nur Gott kann diesen Mut erhalten und jeden Tag erneuern.
Beten wir gemeinsam darum.
Es scheint, dass noch lange, schmerzvolle, Tage vor uns liegen. Beten wir für diejenigen, die es akzeptiert haben, Hauptakteure in der Geschichte ihres Volkes zu sein, für diejenigen, die Opfer sind und leiden, die nichts anderes tun können als zu fliehen. Wir denken an diejenigen, die in vielerlei Hinsicht solidarisch sind, die zum Schweigen gebracht und verfolgt werden, weil sie sich den bösen Plänen ihrer Regierung widersetzen. Für die jungen Russen und Ukrainer, die sich vieles gewünscht hätten, nur nicht das, nun eine Waffe in der Hand zu haben. Beten wir auch für die, die nichts tun und einfach zusehen, für die, die sich aus Angst oder Eigennutz von der Suche nach der Wahrheit und dem Guten abwenden. Sie sind die wirklich Besiegten, denn wenn wir nicht lieben, wozu sind wir dann dann auf die Welt gekommen?
M. Carmen Izquierdo