Die größte Bitte in vielen Herzen in dieser Weihnachtszeit ist sicherlich der Friede.
Wir brauchen Frieden um auf- und durchatmen zu können. Ein Kind wird geboren. Es ist sicherlich das größte Geschenk, das wir in diesen Tagen erhalten. Es ist das Licht, das durch alle Finsternis hindurch leuchtet. Seine Gegenwart bringt uns eine neue Zärtlichkeit, Hoffnung Freude und eine Einfachheit, die die Dunkelheit der Welt durchbricht.
Obwohl unsere Welt chaotisch ist, handelt Gott weiter auch durch uns. Er lässt neue Kraft Hoffnung Kreativität und Entschiedenheit wachsen. Der Wunsch nach Frieden, den wir in unseren Herzen spüren, ist der Wunsch Gottes selbst, der uns voller Sehnsucht bittet: Gehst du mit mir? Arbeitest du mit mir?
Zwei Menschen lassen uns an ihren Erfahrungen teilhaben, wie sie im Hier und Heute versuchen Frieden zu stiften: Eine Mitschwester, die in Deutschland mit immigrierten Kindern arbeitet und ein junger Muslime in Togo, der mit Menschen anderer Religionen, Beziehung lebt. Es sind nicht nur Geschichten, die wir von anderen lesen, sondern auch unsere persönliche Geschichte gehört dazu, denn jede/r versucht tagtäglich Frieden zu stiften, da wo jede/r lebt.
Friede der uns atmen lässt.
Seit zwei und ein halb Jahren arbeite ich in einer Schule, die in einem sozialen Brennpunkt in Köln liegt. Dort leben 152 verschiedene Nationalitäten zusammen. Die meisten stammen aus arabischen Ländern, die seit vielen Jahren im Krieg leben, aus Afghanistan, dem Iran, aus Syrien, Irak, aber auch aus der Ukraine, aus den afrikanischen und asiatischen Ländern und aus Lateinamerika. Fast jede/r von ihnen ist nach Deutschland gekommen weil sie Frieden suchen, Frieden der Sie auf- und durchatmen lässt, der ihnen eine Zukunft gibt.
Dreimal in der Woche gehe ich in die Schule. Es ist schon Routine: „Ich nehme den Zug und laufe ein Stück von der Haltestelle bis zu unserer Schule. Unterwegs sehr ich in viele Gesichter, die mir mittlerweile schon vertraut sind. Es sind viele arabische Gesichter von Männer und Frauen, Gesichter einiger älterer Leute und andere junger Menschen, deren Kopf bedeckt ist.
In der Schule sollen religiöse Objekte und Symbole vermieden werden. Aber was interessiert die Kinder diese Regeln ? Wenn sie auf meine Kreuz schaue, das ich trage, fragen Sie mich: “ Frau, Schwester Fátima, ist das Jesus? So kommen wir immer wieder in interessante Gespräche über die Religion. Manchmal fragen Sie mich auch warum ich Schwester Fatima heiße? Ich sage Ihnen dann, dass ich Gott gehöre. Dann bekommen sie ganz große Augen und fragen mich ganz überrascht: „Kann man Gott heiraten?“ In der gleichen Weise, wie die Kinder mit mir in der Schule umgehen, spüre ich auch den Umgang miteinander in der Stadt. Es ist ein ruhiges und ehrliches und ruhiges Miteinander. In jedem Hochhaus leben hunderte Personen, die je nach ihren Möglichkeiten oft sehr eng zusammengedrängt sind. Hinter jeder Tür, die sich öffnet, ist eine andere Welt gegenwärtig, aber dahinter wohnen Menschen, die in der Tiefe alle das gleiche ersehnen: Sie möchten im Frieden leben, ohne den Krach der Bomben, die sie tagtäglich hörten. Das erzählte mir meine Arbeitskollegin die aus Syrien kommt. Es kann sein, dass einige auch nur versuchen sich zu tolerieren, sich aber eigentlich nicht groß füreinander interessieren. Doch ich sehe mehr! Ich sehe, dass sie im Frieden leben möchten, mitten in der Unterschiedlichkeit der Kulturen und der Religionen, die auf sehr engem Raum leben.
Und jeder einzelne weiß es zu schätzen, dass er/sie hier in diesem Land leben kann, dass sie hier aufgenommen sind und sie die Möglichkeit bekommen, sich zu integrieren und an einer Zukunft für sich und Ihre Familie mit zuarbeiten.
Wir sind Brüder und Schwestern
Ich heiße Nassirou und bin in Dapaong, in Togo, Westafrika, geboren.
Mein Leben hat sich sehr verändert, als ich 2014 das „Foyer de Jeunes“ kennenlernte. Das „Foyer de Jeunes“ ist eine Bibliothek in Dapaong, in der die Schwestern der Dienerinnnen des Evangeliums arbeiten und sich junge Menschen treffen, auch zu verschiedenen Angeboten.
Im „Foyer de Jeunes“ ist jeder willkommen und darf durch das Miteinander erfahren, dass er zu einer großen Familie gehört.
In der Grundschule war ich ein exzellenter Schüler, aber dann verschlechterte sich auf der weiterführenden Schule meine Leistung sehr.
Ich konnte mich nicht gut auf die Zulassungsprüfung für die Universität vorbereiten, da ich mich auf Beziehungen einließ, die mir nicht gut taten.
Meine Eltern waren sehr enttäuscht von meinem schlechten Ergebnis. In dieser Situation wurde ich auf ein Plakat aufmerksam, das über das „Foyer de Jeunes“ informierte.
Obwohl ich sehr schüchtern bin, entschied ich mich zu diesem Ort zu gehen und ihn kennenzulernen.
Ich erinnere mich nicht mehr daran welche Schwester ich dort zuerst traf, denn alle hatten die gleiche helle Hautfarbe, redeten in einer ähnlichen Weise und strahlten vor allem eine große Freude aus.
Nachdem ich eine längere Zeit mit einer von ihnen gesprochen hatte, wollte ich mich in der Bibliothek anmelden. Das kostete 1,25 €, was für mich sehr viel Geld in diesem Moment war. Trotzdem war es mir wichtig.
Von da an wurde alles anders.
In der Bibliothek sind Menschen aller Religionen willkommen (es war sichtbar daran, dass es z.B. auch einen Koran dort gab) und es werden Ausbildungen angeboten.
Im Miteinander waren wir ein ‚Gegenüber‘ füreinander, trotz unserer unterschiedlichen Erziehung und Herkunft.
Durch die Begegnung mit den Menschen in der Bibliothek wurde mein Denken erweitert und mein Herz geöffnet.
Auch die kostenlosen Französisch- und Deutschstunden, die Freude, die wir bei der Arbeit in der Bibliothek hatten und ebenso die Filme, die wir anschauten und uns unterschiedliche Lebenswirklichkeiten unserer Geschwister deutlich machten, trugen dazu bei.
Für mich ist die einzige und wahre Religion die, dass wir lernen miteinander zu leben und uns gegenseitig zu bereichern.
Dazu habe ich in der Bibliothek ‚meine beste Hälfte‘ kennengelernt. Mit ihr möchte ich mein ganzes Leben zusammen sein.
Zum Schluss sage ich allen: N´labalé, Akpé kaka, Merci beaucoup, Balg bé, Dankeschön, thank you, muchas gracias.
Danke allen, die mit uns diese schönen Momente geteilt haben und die anderen dasselbe ermöglichen, denn die Bibliothek bleibt offen für alle.